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Motorradunfälle

Motorradfahrer sind im Straßenverkehr besonderen Gefahren ausgesetzt. Sie sind nicht nur aufgrund ihrer kleinen Silhouette schwerer wahrzunehmen als Pkw, sie sind außerdem im Falle einer Kollision ungeschützt, da Knautschzonen, Gurte und Airbagsysteme für Zweiräder in der Regel nicht existieren.

Hinzu kommt der mangelnde Erfahrungsschatz vieler Verkehrsteilnehmer über das Fahrverhalten von Motorrädern, da der Klasse A-Führerschein weniger weit verbreitet ist. Geschwindigkeit, Beschleunigungsvermögen, aber auch die Anforderungen zur Fahrt eines Motorrades werden häufig unterschätzt, auch vom Kradfahrer selbst. Fahrzustände wie die Geradeaus-/Kurvenfahrt oder Bremsmanöver erfordern deutlich mehr aktive Eingriffe als bei einem Pkw.

In der Regel werden Motorradfahrer langsamer vermutet, als sie tatsächlich sind.

Eine fehlerhafte Einschätzung der Geschwindigkeit birgt besonders in Vorfahrts-/Abbiegesituationen ein erhebliches Gefahrenpotential, wenn das Motorrad dann schneller eine Kreuzung oder Einmündung erreicht, als erwartet.
Mit steigender Geschwindigkeit des Krades wird die Einschätzung immer schwieriger. Während typische Innerorts-Geschwindigkeiten als solche noch ganz gut erkennbar zu sein scheinen, nahm der Anteil der richtigen Einschätzungen bei höheren Geschwindigkeiten in einer Untersuchung unseres Büros (näheres zu den Versuchen können Sie hier nachlesen) stark ab. Eine sichere Unterscheidung zweier Geschwindigkeitsniveaus ist nur bei größerer Differenz (>> 20 km/h) möglich.

Die Fahrdynamik eines Motorrades unterscheidet sich grundlegend von der eines Pkw.

Die Komplexität eines Motorrades als Einspurfahrzeug führt dazu, dass verschiedene Lageänderungen des Fahrzeugs im Zuge von Kollisionen zu bedenken sind. Besonderes Augenmerk ist daher auf die Fahrzeugschäden und Unfallspuren zu legen, um die Fahrdynamik vor der Kollision zu rekonstruieren.

Ein normaler, aufrechter Fahrzustand zeichnet sich durch einen Kraftaustausch am Vorderrad mit entsprechenden (Reifen-) Spuren am Unfallgegner und häufig einer Gabel- und Felgendeformation aus. Vor allem bei ABS-gestützten Motorrädern sind dann keine Spurzeichnungen bei der Annäherungsphase zu erwarten.
Renn-/Sportmotorräder besitzen einen höheren Schwerpunkt und kurzen Radstand. Deshalb neigen solche Kräder bei übermäßiger Vorderradbremsung zu einem Überschlag („Stoppie“). Daraus ergibt sich ein Schadenschwerpunkt weiter oben an den Fahrzeugen. Im Extremfall kann das Krad gar mit dem Heck am Unfallgegner einschlagen. Auf der Straße finden sich vor dem Kollisionsort häufig schmale und parallel verlaufende Gummiabriebspuren durch den Druck der Felgenhörner des Vorderrades auf den Reifen.
Ein blockierendes Vorderrad bei einer Vollbremsung ohne ABS oder eine Überreaktion des Kradfahrers können in kürzester Zeit zum Sturz auf die Fahrzeugseite führen. Frei von Führungskräften rutscht das Krad dann in beliebiger Orientierung geradlinig über die Straße in den Pkw und erzeugt dort im unteren Bereich Schäden. Vorzeitig endende Reifenspuren und anschließende Schlagmarken vom Sturz und beim Anstoß am Unfallgegner sind weitere sichere Hinweise auf diesen Kollisionstypus.

Ergebnisse aus Unfallversuchen sind ein wesentlicher Bestandteil der Rekonstruktion eines Motorradunfalls

Der erhebliche Masseunterschied zwischen einem Motorrad und einem Pkw wirkt sich erschwerend bei der Rekonstruktion der Kollisionsgeschwindigkeiten aus. Klassische Berechnungen über den Impulssatz, wie sie verlässlich bei Pkw-Pkw-Kollision angewendet werden können, führen im Allgemeinen bei stark divergierenden Massen der Unfallfahrzeuge (Pkw zu Krad oft 5:1 und mehr) zu einer großen Bandbreite der Geschwindigkeit des leichten Fahrzeugs.
Eine Eingrenzung ist durch die Verknüpfung mit Energiewerten für die Schäden über Crashtests möglich. Die bestmögliche Vergleichbarkeit ergibt sich direkt aus Fahrzeug/Krad-Versuchen, da dabei auch der Anstoßmechanismus des Motorrades genauer berücksichtigt werden kann.

Dipl.-Phys. Severin Schlottbom

ö.b.u.v. Sachverständiger der IHK Nord Westfalen

Kontakt aufnehmen schlottbom@ureko.de

Dr. rer. nat. Tim Hoger

ö.b.u.v. Sachverständiger der IHK Nord Westfalen

Dipl.-Ing. Uwe Golder

ö.b.u.v. Sachverständiger der IHK Nord Westfalen

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Wolfgang Pissarsky

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Dipl.-Ing. Joost Wolbers

ö.b.u.v. Sachverständiger der IHK Nord Westfalen

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Dipl.-Ing. Robert Dietrich

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Dr. rer. nat. Ingo Holtkötter

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Dr. rer. nat. Jens Bastek

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Dipl.-Phys. Annika Kortmann

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Dr. rer. nat. Steffen Rieger

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Dipl.-Ing. Thilo Romberg

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